Pannonien – Musik, Wind, Gelsen
Ein Festspielort mit einzigartigem Charme
Die Abendsonne taucht den Neusiedler See in goldenes Licht, im Hintergrund ragt die pannonische Landschaft empor, und vor dir breitet sich eine riesige Open‑Air‑Bühne aus, die direkt ins Wasser gebaut ist. Genau das erwartet dich bei den Mörbischer Seefestspielen! Seit 1957 verwandelt sich die Halbinsel Lido jedes Jahr in ein Mekka für Musikliebhaber. Das Besondere? Die Aufführungen finden unter freiem Himmel statt, und das Publikum sitzt auf Tribünen am See – ein Erlebnis, das man nirgends sonst findet.




Die Festspiele haben eine lange Tradition und stehen für hochkarätige Operetten, Musicals und Konzerte. Besonders berühmt sind sie für ihre Inszenierungen von Werken wie „Land des Lächelns“ oder „Die Csárdásfürstin“, die hier mit modernem Flair und spektakulären Bühnentechniken neu interpretiert werden. Doch nicht nur die Musik begeistert – auch die Location selbst ist ein Traum. Die Bühne ist direkt am Ufer des Sees errichtet, und die Akustik ist dank der natürlichen Kulisse einfach perfekt.




Saturday Night Fever: Ein Musical, das nicht gefeiert wird
Dieses Jahr stand „Saturday Night Fever“ auf dem Programm, und ich muss sagen: Die Inszenierung war ein echter Hingucker. Der Hauptdarsteller hatte jedoch eine sehr flache Stimme und konnte mit keinem Song überzeugen. Dadurch ließ sich die Atmosphäre auf der Bühne und im Publikum nicht retten. Der Rest des Ensembles und das Bühnenbild waren toll, sodass es kein totaler Griff ins Klo war, sondern lediglich ein Bedauern – mit einem charismatischen Sänger mit guter Stimme wäre das sicher ein tolles Musical geworden.

Diesmal waren wir wieder zu acht unterwegs: zwei Wohnmobile, ein Wohnwagen und ein Dacia mit Michaela, Anita und Horst, die in einer Pension übernachtet hatten. Wir standen genau neben der Bühne, am CamÖ‑Stellplatz. Man stellt den Camper ab, breitet die Markise aus und spürt sofort die entspannte Atmosphäre. Die Luft ist herrlich frisch, das sanfte Rauschen der Bäume und das Klappern der Masten sind zu hören, und am Morgen liegt der See spiegelglatt. Man kann gemütlich zu Fuß in den Ort spazieren oder am Ufer entlangschlendern und die Seele baumeln lassen. Das Beste: Nach so einem grandiosen Abend auf der Seebühne muss man nicht mehr weit fahren – man ist quasi schon „daheim“.











Zu fünft waren wir am Stellplatz: Ingrid, Brigitte, Alois, Horsti und ich. Unsere Fahrzeuge stellten wir wie eine Wagenburg auf; es war total nett, nach dem Musical zu chillen und zusammen zu frühstücken. Auch wenn es etwas staubig ist, weil der Platz geschottert ist, passen die Sanitäranlagen, und man ist direkt am See und Yachthafen.



Am Freitag aßen wir im Captains Seeterrasse. Mir gefällt es dort, doch nicht allen aus unserer Gruppe. Unsere Burger waren ausgezeichnet, der Service nett, aber das Kotelett wurde kritisiert – leider.
Am Samstag planten wir eine halbe Neusiedlersee‑Runde; die Burgenlandkarte hatten wir alle dabei, sodass der Radtransport von Mörbisch nach Illmitz nur 5 €/Person kostete. Wir waren nur zu sechst, weil Horst gerade aus dem Krankenhaus kam. Trotzdem radelten wir fröhlich los und machten kurz vor Podersdorf unsere erste Pause. In einem Weingarten gibt es eine Jausenstation, und das Bier schmeckt gemütlich zwischen den Weinstöcken. Der Plan war, dass ein Teil der Radler von Pörtschach nach Breitenbrunn mit der Radfähre fährt, aber die Fähre verkehrt leider nicht oft. Also radelten wir weiter, und wie bei den zehn kleinen Negerlein verloren wir hier eine Radlerin. Glücklicherweise kein fataler Verlust, sondern nur ein Verlust an der Lust zu radeln.




Der nördliche Teil des Radwegs ist nicht so schön, aber bei Neusiedl wird es wieder angenehmer und die Orte schöner. Jois und Winden sind wirklich nette Orte; da es extrem heiß und windig ist, konnten wir in Winden noch eine Pause einlegen. Dort entdeckten wir den Bacchuskeller – ein wirklich schöner, netter Fleck, wo wir uns sofort wohlfühlten. Der Spritzer ist süffig, die Gerichte interessant und das Preis‑Leistungsverhältnis angenehm; hier kommen wir sicher nochmals hin.









Mittlerweile ist auch unsere sechste Radlerin mit dem Boot nach Rust unterwegs, ebenso Michaela und Horst. Also radeln wir weiter. Beim Alten Stadttor in Rust treffen wir uns alle zum Abendessen. Das Essen war ganz okay, aber mein Lokal gefällt mir nicht mehr. Die Spaghetti Aglio e Olio waren mir etwas zu fad und zu trocken – aber wer isst schon italienisch im Burgenland? Den anderen schmeckte es, man kann es eben nicht allen recht machen. Den Abend ließen wir wieder am Campingplatz ausklingen.
Der nächste Tag begann wieder mit einem gemütlichen Frühstück am Campingplatz und einen Spaziergang zum See. Danach wurde alles zusammengeräumt und abreisefertig gemacht. Der Tag war jedoch zu schön, um sofort nach Hause zu fahren.










Also spazierten wir nach Fertőrákos, auf Deutsch „Kroisbach“. Der Ort liegt ebenfalls direkt am Neusiedler See und am Radweg.
Man spürt sofort, dass dieser Ort Geschichte hat. Die alten Häuser, die dörfliche Ruhe – es ist, als wäre die Zeit hier ein wenig stehen geblieben. Das absolute Highlight, das einen wirklich umhaut, ist der riesige Steinbruch. Er ist das Wahrzeichen des Ortes und seit über 2000 Jahren in Betrieb. Die Römer haben hier bereits Stein abgebaut! Diesen muss ich mir beim nächsten Besuch genauer ansehen. Da die meisten schon wieder hungrig waren, suchten wir ein Lokal und fanden ein nettes – Kovács. Und diesmal passte das Essen allen; vor allem der Hekk (eine ungarische Spezialität) war extrem groß und gut.
















Die Geschichte des Hekks ist interessant. „Hekk“ ist das ungarische Wort für Hechtdorsch, einen beliebten Speisefisch, der in Ungarn, insbesondere am Balaton, eine Spezialität darstellt. Er ist kein heimischer, aber weit verbreiteter Fisch, der größtenteils tiefgekühlt importiert wird und sich durch zartes, aromatisches und grätenfreies Fleisch auszeichnet, das oft gebraten oder frittiert serviert wird. Früher war der Fisch günstiger als einheimischer Fisch, mittlerweile ist er jedoch eine ungarische Spezialität.

Auch dieses Wochenende verging zu schnell, aber es war wieder recht angenehm in Pannonien.
Captains Seeterrasse Mörbisch
CamÖ – Camping Mörbisch
Bacchuskeller Winden
Zum Alten Stadttor
Kovács Kocsma | Fertorakos