Seggau – Schlossführung, Geschichte, Kunst und Wein: Ein Rundgang durch den steirischen Bischofsitz
Brigitte hat sich eine Schlossführung in Seggau gewünscht und obwohl ich bereits eine gehabt habe, haben wir die Tour nochmals gemacht. Es war eine relativ große Gruppe, aber die Schlossführerin hat uns Seggau souverän nähergebracht.
Die Geschichte beginnt nicht erst im Mittelalter, denn schon die Kelten und die Römer wussten, wie strategisch gut dieser Hügel liegt.




Richtig los ging es aber im 12. Jahrhundert, als die Salzburger Erzbischöfe hier ihre Festung bauten – schließlich musste man die Gegend kontrollieren. Später wurde es der schicke Bischofssitz der Steiermark, ein Zentrum der Macht, wo wichtige Entscheidungen bei einem Glas Wein getroffen wurden.
Die Jahrhunderte zogen ins Land, und das Schloss wurde ständig umgebaut und verschönert. Es überstand Kriege, Intrigen und den Lauf der Zeit. Heute ist es ein faszinierender Ort, der diese lange, bewegte Vergangenheit atmet. Ob Römersteine im Lapidarium oder die prunkvollen Fürstenzimmer – jede Ecke erzählt eine spannende Story und macht den Besuch zu einer echten Zeitreise.




Die Führung startet in der Michaelskapelle. Mitten in diesem historischen Bollwerk findet man einen Ort, der total modern und klar gestaltet ist. Ein cooler Kontrast, der zeigt, dass das Schloss mit der Zeit geht, ohne seine Wurzeln zu vergessen – ein echt fotogenes Plätzchen, das zum Nachdenken anregt. Beim Kruzifix bin ich mir jedoch nicht sicher, was mir weniger gefällt: der moderne Ansatz oder die klassische Darstellung; mit beiden kann ich wenig anfangen.




Weiter geht es in die Fürstenzimmer. Hier residierten einst die Bischöfe. Die Räume sind prunkvoll, aber nicht überladen, und überall hängt die Bischofsgalerie. Dort sieht man, wer über die Jahrhunderte das Sagen hatte. Man bekommt einen guten Eindruck, wie die feinen Herren hier lebten und wichtige Entscheidungen trafen – natürlich bei einem guten Glas Wein aus dem Keller!





Danach besuchen wir die dicke Dame, die „Seggauer Liesl“. Mit 5 390 Kilogramm und zwei Metern Durchmesser ist sie die größte historische Glocke der gesamten Steiermark. Allein der Anblick ist gigantisch, und auch der Klang ein Wahnsinn. Man kann den Glöckner unterstützen, ich entscheide mich jedoch fürs Fotografieren. Man kann sich vorstellen, wie ihr Klang über die Jahrhunderte das Land erfüllte.







Direkt danach taucht man in eine ganz andere Welt ein: die barocke Schlosskapelle. Hier findet man alles, was man von einer fürstbischöflichen Kapelle erwartet – und mehr! Prunkvoll, goldverziert und voller himmlischer Details. Die Deckenmalereien und der opulente Altar sind ein echter Blickfang. Man spürt sofort die feierliche, fast dramatische Atmosphäre dieser Zeit – ein beeindruckendes Zeugnis der Frömmigkeit und Baukunst, das in strahlendem Glanz erstrahlt. Und ganz oben sieht man die Fenster der Bischöfe, sodass die „frommen“ Herren nicht mit dem Pöbel vermischt werden mussten; sie hatten einen Logenplatz, um auf die arbeitende Bevölkerung herabzublicken.
Römer zum Anfassen – das Lapidarium: Für alle, die auf richtig alte Steine stehen, ist das Lapidarium ein Muss. Es ist eine der bedeutendsten Sammlungen römischer Steine Europas außerhalb Italiens! Man spaziert quasi durch eine antike Straße. Die Grabsteine und Inschriften sind der Wahnsinn und zeigen, wie die Römer hier schon vor Ewigkeiten ihr Leben organisierten – eine super faszinierende Geschichtsstunde. Früher wurden die Steine als Baumaterial verwendet, jetzt sind sie ein Teil der Fassade des Klosters. Der Rest ist im Universalmuseum Johanneum Graz zu besichtigen.





Als Bonus machen wir noch einen Besuch im Weinkeller. Vorbei geht es am Uhrturm, der an der Stelle des alten Turms steht. Beim Abriss dieses Turms wurden die Steine des Lapidariums gerettet. Durch die Taverne führt der Weg zum Wirtschaftshof, wo wir die Geschichte der letzten hundert Jahre erfahren: vom Pflegeheim zum heutigen Hotel hat sich der Bischofsitz stark gewandelt. Sogar ein Hallenbad mit Sauna gab es bis in die 80er‑Jahre.



Der bischöfliche Weinkeller in Seggau ist nicht nur über 300 Jahre alt, er ist auch einer der ältesten und größten in ganz Europa – gigantische Ausmaße, die die Bedeutung des Weinbaus für die Bischöfe eindrucksvoll zeigen. Riesige, uralte Eichenholzfässer, von denen das größte bis zu 12 000 Liter fasst, stehen dort – leider alle leer. Hier lagert die Geschichte flüssig (in Flaschen), und man kann bei einer Führung nicht nur die beeindruckende Architektur bewundern, sondern oft auch die Seggauer Weine verkosten. Für echte Weinliebhaber lagern hier sogar Altweine bis ins Jahr 1929.





Es gibt einen kleinen Shop, in dem man Weine und andere lokale Spezialitäten kaufen kann. Dort kann man natürlich auch Wein konsumieren, was wir tun, und den interessanten Nachmittag ausklingen lassen.



Fazit: Die Geschichte des Schlosses ist sehr interessant; das Religiöse ist selbstverständlich Teil davon -> wer sich dafür interessiert, findet hier auch reichlich Material.
LINKS
- Schloss Seggau – Offizielle Website
- Michaelskapelle (Schloss Seggau)
- Fürstenzimmer & Bischofsgalerie
- Seggauer Liesl – Größte Glocke der Steiermark
- Barocke Schlosskapelle
- Lapidarium – Römische Steine
- Universalmuseum Johanneum Graz – Lapidarium
- Uhrturm (Schloss Seggau)
- Wirtschaftshof & Historie
- Bischöflicher Weinkeller Seggau
- Seggauer Weine – Online-Shop